WAZ Duisburg, 24.02.09:

DEUTSCHLAND HAT KEINEN DYLAN


Danny Dziuk präsentiert mit seiner Band Dziuks Küche Lieder vom Album „Freche Tattoos
auf blutjungen Bankiers“. Vergleiche mit dem großen Meister findet er „doof“

Von Zlatan Alihodzic

Danny Dziuk weiß, wen man zitieren sollte. Und Peter Hacks wusste, was man schreiben sollte. So fanden die Zeilen „Mitmensch bin ich in der Kammer, Eremite im Gewühl“ aus der „Ode auf Berlin“ den Weg auf Dziuks neues Album. Dieser Entwurf ist nicht nur gut für ein Leben in der Hauptstadt, sondern dieser Tage unbedingt im Rheinland und in Teilen des Reviers zu verfolgen. Dorthin, also hierhin, also in seine Heimat, zieht es Danny Dziuk heute.
Er tritt im Café Steinbruch auf.
Schon mit dem Titel der aktuellen Platte zeigt er, wie lustig die traurige Realität sein kann:
„Freche Tattoos auf blutjungen Bankiers“. Präzise. Aber manchmal holt Herr Dziuk auch aus, ganz weit, um alle Gefühle zu schnappen, die er vertonen und ertexten kann. Mit den ersten Versen des ersten Liedes, das Dziuk singt, schlägt er die Tür nach draußen schon zu.
„Schatten fallen aus dem Gestern / auf das Rot in deinem Haar / Schatten fluchen, Schatten
flüstern / wie ihr Angfangs-SCH.“ Zu keiner Zeit besteht die Gefahr, dass die Lieder zu
Plunder werden.
„Wanderschatten“ beendet Dziuk mit einem Mundharmonika-Spiel, das - ebenso wie sein Gesang im selben Stück - an Bob Dylan in seinen besten Zeiten erinnert. Deshalb, und auch schon länger, wird Danny Dziuk als der „deutsche Bob Dylan“ gefeiert, der er nie sein kann und will. Hier fahren die Dummheit der Kritiker und die Klugheit von Dziuk aneinander vorbei. „Deutscher Dylan“ sei „doof, aber ich glaube, dass bei meinem Zeug Dylan zumindest besser verstanden und verarbeitet ist als bei irgendwem sonst in deutscher Sprache“, erklärt Dziuk. Er betreibe schlicht „eine Art Aneignung oder Übernahmee einiger Stilmittel, wie es in jeder Tradition legitim ist“. Dann zitiert er Tom Waits: „Dylan ist für Liederschreiber ungefähr das, was Hammer und Säge für einen Zimmermann sind.“ Wäre auch ein schöner Bandname: Robert Zimmermann und die Zimmermänner.
Eine Referenz an Tom Waits findet sich dann auch auf dem Album, der Song „Phatt in Taiwan“ sei frei nach eben dem. Das Stück steckt voller Köstlichkeiten: „Ich hab die Karten, doch nicht das Glück / ich hab den Look, doch nicht den Blick... Ich hab die Schuhe, doch nicht den Weg / ich hab den Grill, doch nicht das Steak... Doch hey, da bin ich nah dran / denn ich bin phatt in Taiwan.“ Wie herrlich und ehrlich man das Leben beschreiben kann.
Hin und wieder reicht Dziuk das Beschreiben nicht mehr. Dann greift er an, wünscht sich Regen und Gewitter und Sturm herbei. Aber das kann er am besten selbst erzählen.
(„Dziuks Küche“, heute, 20 Uhr, Café Steinbruch, Lotharstraße).