Was Israel von jedem anderen Staat der Welt unterscheidet, ist sein Umgebensein von Feinden, die in der Regel nicht weniger wollen als dessen Auslöschung. Darunter tut’s auch die Hamas nicht, die am 7. Oktober vorgeführt hat, wie das aussehen würde, wenn man sie ließe.

Und mit diesem Horror im Nacken tun die Israelis jetzt eben alles, um genau das – und zwar für möglichst lange Zeit – zu verhindern. Und da spielt dann Netanjahus verfehlte Politik der letzten Jahre völlig zu Recht auch erstmal keine Rolle mehr.

Jedenfalls ist die Frage jetzt, ob die jeder Beschreibung spottenden Bilder, die die Hamas der Welt dabei vor zehn Tagen vor die Füße schmiss, der Welt auch gut genug im Gedächtnis bleibt, wenn allmählich andere Bilder in den Vordergrund rücken werden: nämlich die von palästinensischen Opfern. Babies, Kinder, Mütter, Alte, Wehrlose. Die Hamas tut jedenfalls alles dafür. Sie benutzt dabei die eigene Bevölkerung nicht nur als Schutzschild, sondern opfert sie auch für ihren eiskalt kalkulierten Krieg der Bilder. Und behindert sie sogar bei ihrer Flucht vor der angekündigten israelischen Bodenoffensive, nur um die Opfer dann filmen und der Welt unter die Nase reiben zu können, – als Beweis für die angebliche Rücksichtslosigkeit Israels. Und das alles gerechtfertigt und abgesegnet durch das höllische Ideal ihrer islamistischen Ideologie (und mutigerweise von Katar aus, wo ihre Anführer zu residieren geruhen).

Gewählt wurde im Gazastreifen jedenfalls schon seit 2006 nicht mehr, und abweichende Meinungen enden sehr schnell in Folterkellern oder mit Hinrichtungen. Und mir ist vollkommen schleierhaft, was z.B. einige unserer postkolonialen (und über BDS bis hin zu extinction rebellion) Linken daran sympathisch finden können. Die Hamas hat nichts, aber auch gar nichts mit irgendeiner Art von Freiheitskampf zu tun, und ihre eigene Bevölkerung ist ihr offensichtlich bei weitem egaler als den Israelis, die sie zumindest mit allen Mitteln zu warnen versuchen – während die Hamas nicht nur ohne jede Vorwarnung die ahnungslosen israelischen Zivilisten möglichst bestialisch abschlachtete, sondern das alles – und dazu ohne jeden militärischen Nutzen, sondern einfach nur zu ihrem psychopathischen Vergnügen – auch noch filmte und voller Stolz ins Netz stellte.
Und genau das ist auch der Unterschied zwischen Hamas und IDF: ein – sagen wir mal – ziemlich anderes Menschenbild. So wie der Austausch von über 1000 Terroristen gegen einen einzigen israelischen Soldaten (“Leave no one behind”) eine andere Sprache spricht als das Platzieren von Raketenabschussrampen möglichst in der Nähe von Kindergärten oder Krankenhäusern à la Hamas oder Hisbollah.

Bleibt erstmal nur zu hoffen, dass die Grenze zu Ägypten im Süden des Gazastreifens zumindest für die Hilfsgüter ab morgen auch wirklich erstmal aufbleibt (bzw. die Hamas nichts davon für sich abzweigt), und der bis jetzt nur als Drahtzieher agierende Iran nicht direkt in den Krieg eingreift (z.B. wegen der beiden US-Flugzeugträger im Mittelmeer). Aber vor allem, dass möglichst viele der Geiseln da möglichst bald möglichst heil wieder rauskommen (wird sehr schwierig). Und dass Israel zumindest den militärischen Arm der Hamas so restlos wie nur möglich zur Hölle schickt, und zwar mit so wenig zivilen Opfern wie möglich (wie das gehen soll, weiß ich allerdings auch nicht), denn die Hamas ist in meinen Augen schon lange der eigentliche Feind der Palästinenser, der jede Friedensbemühung – zum Beispiel in Richtung einer Zweistaatenlösung – immer und überall bereits im Keim ersticken wird, solange es Israel gibt. Und Israel muss und wird es geben.
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Dass ich erst jetzt “was schreibe”, liegt übrigens daran, was “Artists Against Antisemitism” vorgestern so formulierte:”(…) Wie viele von euch standen wir erstmal unter Schock. Jede Einzelheit, die bekannt wurde, führte zu mehr Abscheu, zu mehr Trauer (…) Diese Trauer macht sprachlos. Die Wut über den Terror macht sprachlos. Und auch die Instrumentalisierung von menschlichem Leid für unterschiedlichste politische Ziele, die fast augenblicklich besonders auf Social Media einsetzte, macht sprachlos. Deshalb tun wir uns schwer mit dem teilweise kursierendem Drang, jetzt ‘irgendetwas’ sagen zu ‘müssen’. Gleichzeitig ist Solidarität das einzige, was uns in diesen Zeiten bleibt. Und die muss artikuliert werden! (…)”

Recht haben sie.

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