Die stupide Logik, nach der schliesslich wahr wird, was man nur oft genug wiederholt; die Tendenz, daß Zumutungen wie besagter Saubillich-Spot zunehmend widerspruchslos als cool empfunden werden; ja, – im Gegenteil – jede Art des Unbehagens bereits als deutliches Zeichen von Nörgelei oder Gestrigkeit gelesen wird; die anmassende Selbstverständlichkeit, mit der einem solche zwangsamputierten Plumpheiten & Auswüchse mentaler Fettarschigkeit im Grenzfall als „augenzwinkernd“ verkauft werden sollen (bis hin zum Gesichtskrampf). Die atemberaubend inflationäre geistige New Economy der Werbegötter mit ihren astronomischen Etats, deren konturloses Wischiwaschi einem durch sämtliche Kanäle & an jeder Ecke pausenlos entgegentorkelt, genauso bekokst wie dessen besinnungslosen Erzeuger selbst (Frédéric Beigbeder): ein dumpfes, überbezahltes, parasitäres & nichtsnutziges Pack (nichtsdestotrotz umgeben vom Nimbus des Traumjobs bzw. respektabler Hipness), das man gar nicht genug beleidigen… äh, soll ich noch weitermachen?
Na schön: akkustische & optische Umweltverschmutzer allerhöchsten Grades; & nee, schon lange nicht mehr nur Werbefuzzis, die´s halt nicht anders können, sondern mutierte kleine menschliche Monstren, die mittlerweile weitgehend den Ton bestimmen bzw. eine neue biologische Spezies ankündigen, die sich zunächst durch eine merkwürdige neuronale Veränderung in der Gehirnstruktur auszeichnet, bei der vor allem die Synapsen zum sog. Peinlichkeitsbewertungszentrum komplett gekappt zu sein scheinen: den homo ballaballa… so, reicht´s jetzt? Gut, ich hör ja auf… wollte nur „augenzwinkernd“ (also quasi: „““ „““ „““ „““ „) noch mal kurz verdeutlichen, auf wen bzw. welche Mentalität meine letzte lustige kleine Tirade zielte. Nee, nicht witzig? Und auch nicht die Frage?
Ok, dann eben FaktenFaktenFakten (soweit mir bekannt): ausgehandelt wurde das ganze zwischen Mediamarkt, der Werbeagentur Kempertrautmann & der Sony, die mittlerweile die alleinigen Verlagsrechte besitzt. Das liegt aber nicht an den Brüdern Möbius, sondern an Rio Reisers Verträgen mit George Glück, der seine Rechte irgendwann nach dessen Tod an die Sony verscherbelt hatte. Zwar hätte eine Klage seitens der Erben vielleicht Aussichten auf Erfolg gehabt, doch beinhaltete das Risiko eines Mißerfolges (finanzielle Giganten, mit denen man sich da anlegt, für die solche Lappalien wie Gerichtskosten oder die allerbesten Anwälte nur ein Schulterzucken bzw. ein Posten unter ´geringfügige Abschreibungen´ bedeutet) ein derartig existentielles Desaster für das eh schon in dieser Hinsicht nicht besonders betuchte Rioarchiv (vorsichtig formuliert), daß man sich dort – schätze ich – am Ende entschloss, den Spiess einfach umzudrehen. Und wenn schon, dann wenigstens so viel Schmerzensgeld (nichts anderes ist es am Ende) dabei herauszuholen wie irgend möglich (hoffe ich), was vermutlich hiess (fürchte ich): bis zu einem gewissen Grad zähneknirschend zu kooperieren. Und ausserdem hoffe ich, daß ihnen dabei ihre Zähne nicht so ausgefallen sind wie dem Song ´König von Deutschland´. Es wäre schade angesichts all der sonstigen schönen Arbeit, die sie – mit geradezu engelshafter Geduld & unterbezahlter Ausdauer – bisher getan haben. Und was für ein überheblicher Spinner wäre ich, sie dafür bzw. für mangelnde Risiko- oder Opferbereitschaft zu schmähen (jau!). Die sie allerdings (d.h. die Opferbereitschaft) erstmal auch von niemandem sonst mehr einfordern sollten. Ich hoffe also, sie kriegen Geld dafür, viel Geld, so daß das Rioarchiv seine Aktivitäten – und zwar besser bezahlt – fortsetzen kann. Und ausserdem in Zukunft möglichst ohne solche überspannt seltsamen & eierigen Kommentare wie der ´Hunz & Kunst´ -Beitrag von Peter Möbius auf der Rio Reiser-Homepage, aber davon will ich jetzt nicht auch noch anfangen. Was ich jedoch auf gar keinen Fall demnächst irgendwo hören will:
„Halt Dich / an diesen Preisen fest!“
Harald Schmidt (demnächst „Traumschiff“) oder Arne Feldhusen (Stromberg) stehen da allerdings schon auf einem ganz anderen Blatt… kapier ich nicht, ist mir zu hoch, die bräuchten das Geld nicht & hätten´s auch sonst in keiner Weise nötig: links & rechts eins hinter ihre komischen Querdenker-Löffel dafür. Dann ohne Abendessen ab ins Bett & morgen – noch vor dem Frühstück – als erstes einen mindestens 30seitigen Besinnungsaufsatz zum Thema „Status, Verantwortung & Wertedebatte“.
Ansonsten: sind Sie zufällig Ein-Euro-Jobber, Müllmann oder Kassiererin bei Aldi? Fällt Ihnen die Decke auf den Kopf? Machen Sie sich nichts draus: Ihre Existenz ist jedenfalls um ein 100faches sinnvoller als die von chronisch voll- & saukrass überbezahlten Paddelköppen in den Werbeetagen der Sony, des Mediamarktes oder Kempertrautmann (wie z.B. deren Chefberater Boris Malvinski). Und sich vorzustellen, wie diese jungdebilen Knallchargen sich gegenseitig zu der Kampagne beglückwünschen bzw. sich selbst als diejenigen abfeiern, die – à la Werbung ist Kunst (Schirner) – den König von Deutschland letztendlich seiner effektivsten & gültigsten Präsentationsform zugeführt haben, bringt mich geradewegs auf ein Zitat vom guten alten Lou Reed, das mir eh schon seit ein paar Minuten im Kopf herumspukt. Ich übergebe:
„STICK A FORK IN THEIR ASS
AND TURN THEM OVER,
THEY´RE DONE.“*
Danke.
*(New York: Last Great American Whale)