… kann zwar ohne weiteres auch für sich selbst sprechen, trotzdem aber vielleicht ein paar ganz klitzekleine Anmerkungen: dass ich nämlich z.B. ziemlich stolz bin, dass Franz Dobler unsere Südbalkon-Fassung seines Songs „Der mit der Gitarre“ kommentierte mit: “Wüsste nicht, wie man das besser machen könnte.“ Außerdem darauf, dass Dota Kehr bei meinem Berlin-Lied mitgesungen hat. Und auf Susanne Betancors La-Strada-artige Trompeteneinlage bei der Zweitfassung vom Regenlied. – Stolz soll ja in den meisten Fällen keine besonders nette Gefühlsregung sein, aber hier würde ich da gerne mal eine Ausnahme machen.
Wie auch immer, dann gibt´s da noch ein vertontes Peter Hacks-Gedicht, bei dem mir zwar eine Zeile (die zu Anfang der 3. Strophe) ziemlich gegen den Strich ging, das mich ansonsten aber mit seiner kühlen Klarheit auch genauso ziemlich vom Hocker haute. Was soll ich sagen? Hier ein Versuch: vielleicht ja keine schlechte Zeit, auch mal wieder einen Kommunisten zu Wort kommen zu lassen (andererseits: wer zum Teufel bin ich, jemanden wie Hacks zu Wort kommen lassen). Und seltsamerweise enthält gerade dieses Stück die vielleicht schönste Instrumentalpassage, die mir bisher auf Platte gelungen ist.
Hatte in den letzten 2 Jahren ein paar neue Leute kennengelernt, die zwar kaum etwas mit meinem Genre zu tun haben, nichtsdestotrotz aber einiges bei mir auslösten, was Schreibe & Stilistik angeht. Ich glaub, auch das wird man merken. Unter anderem waren das der Liedermacher & Essayist Christof Stählin, ohne den oder dessen Umfeld (z.B. www.sago-schule.de) ein paar der Songs mit Sicherheit so jetzt nicht existieren würden (ich hätt´s mich schlicht nicht getraut). Selbstverständlich hab ich dadurch meine Americana-Hausheiligen nicht vergessen, an deren musikalischer Sprache ich mich bisher noch am ehesten orientiert hatte (& auch dafür gibt´s ein paar sehr handfeste Beispiele). Aber ich schreibe ja auf deutsch, & da kann´s durchaus auch ein ziemlicher Kick sein, Leuten zu begegnen, die sich beinah ausschließlich auf deutschsprachige Traditionen beziehen, wie z.B. der Georg Kreisler-beeinflusste Sebastian Krämer.
Ansonsten sind auch diesmal einige Songs übriggeblieben, haben´s aus verschiedenen Gründen nicht auf das Album geschafft, so u.a. „Psychopathologische Lügner“, „Verliebt & blind“(von Bernie Conrads), das Raucherlied, „Idylle in Hülle & Fülle“ sowie ein paar andere. Und von den 14 Songs, die drauf sind, haben wir (oder ich) ebenso ein paar durchaus hier & da auch schon mal live gespielt, aber es gibt eben auch ne ganze Menge, die wir noch nie gespielt haben. Auch gab´s bei einigen der Texte weitere Strophen (& nicht die schlechtesten), die den Rahmen am Ende jedoch gesprengt hätten. Hier nur mal 3 davon, was das Regenlied angeht:
regne, bis bei Morgendämmrung
sich ein Königskinderpaar
fragen wird, wieso da ringsum
keine falsche Nonne war
regne, Regen, satt & prächtig
auch den Spöttern bis ans Kinn
regne, bis das Wort Gerechtig-
keit n´ Schatten kriegt von Sinn
regne, Regen, dann auf meine
Fehler, & das nicht zu knapp
gerade die, für die ich keine
weitere Erklärung hab
Einen starken Einfluss auf solche Sequenzen hatte wahrscheinlich nicht zuletzt auch Henry Millers Essay über Arthur Rimbaud („Vom grossen Aufstand“), sowie bei „Zeit“ der indische Philosoph Jiddu Krishnamurti. Auch Fernando Pessoa wird ab & zu durch meine Texte geistern, fürchte ich. Und vor kurzem hatte ich mal wieder eines der Zen-Bücher von Janwillem van de Wetering in den Fingern & musste feststellen, wie viel davon ich vor etwa 2 Jahrzehnten als sehr junger Mensch arroganterweise einfach überlesen hatte. Wie auch immer, jedenfalls glaub ich, dass diese Aufnahmen hier tatsächlich einen Schritt weiter sind als die der 3 letzten Alben davor: der Sound klarer, die Stimme präsenter, die Texte subtiler & alles liegt offener auf dem Tisch. Und entweder mag man´s oder auch nicht, aber voilà, am Ende ist es zumindest deutlicher. Ich meine, so deutlich, wie man halt sein kann.
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And now something completely different (sorry, aber ich kann grad nicht anders): nämlich darüber, wie Horst Köhler vorgestern „den Banken die Leviten” las (Tagesspiegel)… zusammenfassen würde ich die Rede in etwa mit:
„Also, liebe Diebe: nachdem jeder von euch
im Schnitt jetzt mit ein paar Milliarden gratis
davongekommen ist, gebt euch doch gefälligst
in Zukunft ein bisschen mehr Mühe, wenigstens
so zu tun, als hättet ihr zumindest einen Schatten
von Verantwortungsbewusstsein, verstanden?“ -
Und die stumme Antwort auf den Gesichtern der
anwesenden Bankiers:
„Ok, Chef, machen wir. Aber können wir jetzt mal endlich gehen?” -