So, das Debutalbum von Axel Prahl ist fertig, wunderschön & eigen ist es geworden, „Blick aufs Mehr“ wird es heißen & am 4. November bei Buschfunk erscheinen.
Wir haben das ganze Ding mehr oder weniger zu zweit entwickelt, alles andere blieb außen vor, vom Vorchecken über die ersten Demoaufnahmen bis hin zur fertigen Produktion. „Arbeiten aus dem Keller“, nennt Axel das. Kam mir sehr entgegen, denn so hab ich das ja eh immer gemacht. Manchmal aus Ermangelung anderer Möglichkeiten, zugegeben (& das war in diesem Fall natürlich NICHT so), aber meistens doch auch gewollt: den Kreis klein halten, kein Reingequatsche von außen, bis zum Schluss. Und was danach kommt, weiß eh niemand.
So gut wie alles an diesem Album basiert auf einfachen Grundideen von Axel, musikalisch wie textlich, und vor allem bei Letzterem wußte er immer ganz genau, was er wollte, oder besser: was NICHT. Oft fehlten Textzeilen zu Liedern, die ansonsten bereits fertig waren, aber so sehr ich mich anfangs auch bemühte, da etwas beizusteuern, so sehr merkte ich auch zunehmend, wie schwierig das war. Er hat einfach eine derartig persönliche Art, die Dinge anzugehen, dass da jede Art von Technik oder Imagination erstmal voll vor die Wand lief. Ich glaube, er würde lieber dreimal einen ganzen Vers wiederholen, als auch nur eine Zeile zu singen, die er nicht 100%ig auch so fühlt. Schließlich verlor ich in dieser Richtung ein bisschen das Interesse oder die Energie, und kaprizierte mich daher vor allem auf die musikalische Bebilderung, den Sound, die Arrangements. Auch da gab´s genügend zu tun, zudem ich meist völlig freie Hand hatte, und viele meiner Ideen auf diesem Gebiet – und seltsamerweise gerade manchmal die „gewagteren“ – waren oft sofort auch mehr als willkommen. Die Zeit stand auch nicht gerade still, & die fehlenden Textzeilen kamen zwar spät, aber sie kamen. Und so setzte sich das Ganze langsam zusammen, es entwickelte sich eine Art Sprache. Axel unterwegs bei einem seiner vielen Drehs, & ich zuhause am Herumbaldowern an möglichen Arrangements (zwischendurch Gigs mit meiner eigenen Band oder solo, aber vorsätzlich nicht allzu viele).
Von Zeit zu Zeit kommt er dann immer mal wieder pfeifend den Hausflur hoch & hat einen oder zwei neue Zettel dabei (und manchmal auch eine oder zwei seiner Gitarren, oder auch Kuchen oder Grappa). Und ich war ja – wie gesagt – in der Zwischenzeit auch nicht ganz faul & hab ein oder zwei neue Arrangements im Angebot. Und mein güldenes Mikro steht mitten im Zimmer, aufnahmebereit. Für ein oder zwei neue Ideen. Mehr braucht´s eigentlich nicht.
Bis es dann ab etwa April diesen Jahres „ernster“ wurde, Partituren für das Babelsberger Filmorchester mussten her- bzw. eine Band zusammengestellt werden, die das Ganze dann hinterher auch Live spielen konnte (in quasi „abgespeckter“ Version), 10 Tage proben mit Letzterer sowie ein paar Konzerte zum Antesten (bien!), und außerdem noch weitere Aufnahmen (außer denen mit den Babelsbergern) in diversen Studios. Mehr Leute jetzt, und somit natürlich auch weitere Impulse oder Ideen.
Schließlich befinde ich mich mit dem ganzen diffusen Material wieder alleine vor meinem Computer, und jetzt wird´s WIRKLICH ernst. Das ganze Zeug muss erstmal kategorisiert, in eine Ordnung gebracht werden, bevor´s überhaupt losgeht (und Logistik ist weißgott nicht meine Stärke). Ich kürze hier an dieser Stelle mal ein bisschen ab: der Abgabetermin steht, und ich befinde mich in einer Art Hamsterrad aus der Vorhölle (& den Sommer kann ich eh vergessen; war aber ja auch nicht viel mit los, wie ich zwischendurch höre).
Der erste Abgabetermin verstreicht, der zweite auch. Einfach nicht zu schaffen. Ich kürze nochmals ab: drei nächtliche Polizeibesuche wegen Ruhestörung, einer Anzeige sowie einer Abmahnung seitens unserer Hausverwaltung später ist das Ding dann tatsächlich im Kasten, und – ich kann´s selbst kaum glauben – BEINAH pünktlich zum dritten Abgabetermin (nur etwa eine Woche später). Am Ende lagen die armen Nerven selbst meines Computers so blank, dass er anfing („tut er sonst nie“), sogar sensibel auf Spätsommergewitter zu reagieren.
Aber… hehe: es ist auch tatsächlich geworden, was ich mir vorgestellt hatte, was WIR uns vorgestellt hatten: ein von vorne bis hinten rundes & selbstbestimmtes Album, das wir beide lieben oder geliebt haben werden. Mehr geht nicht. Über den Rest entscheiden dann andere, wie immer (Götter, Tiere, Menschen… wer weiß das schon).
Ab Januar gibt´s jedenfalls ein paar Konzerte, hier & da eine kleine Tour vielleicht, mal sehen.
Die Meteorologen sagen gerade ein paar schöne Tage voraus, und ich muss mal nachsehen, ob ich noch weiß, wie das geht: ich meine, zum Beispiel einfach in einem Straßencafé herumzuhängen. Hallo hier, hallo da. Nee, schwarz bitte. – Und möglichst nicht den „Spiegel“ dabeihaben. Oder vielleicht auch zweidrei Tage ans Meer. Aber nicht Usedom.
Und mein eigenes Zeugs? Ja, demnächst. Aber schön langsam jetzt erstmal. Fleiß allein genügt jedenfalls nicht… man darf auch nicht dumm fleißig sein.